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Brief an mein Engelchen Paolo…

 

Lieber Paolo, es ist schon einen Weile her, dass Du gegangen bist, aber immer wieder hüpfst Du in meine Gedanken und erinnerst mich an unsere besondere Geschichte, die wir miteinander hatten.

Ich half damals im Tierheim im Katzenhaus mit, als Du dorthin kamst. Jemand brachte Dich und sagte, dass Du seit zwei Tagen auf seiner Terrasse herumlaufen würdest. Wir bekamen erst hinterher heraus, dass das nicht stimmen konnte, denn diese Terrasse war mit einem Zaun umgeben, den Du niemals hättest überwinden können, um dorthin zu kommen.

Denn mir Dir war etwas anders als mit allen anderen Katzen. Du liefst mit großen Augen durch den Quarantäne-Raum, und immer rechts herum in den Kurven. Solange jemand Dir im Raum Gesellschaft leistete, warst Du ruhig, aber sobald man Dich dort alleine ließ, hörte man Dich laut weinen. Dann warst Du nur ruhig, wenn Du in der Quarantäne-Box eingeschlossen wurdest. Es fielen die ersten Bemerkungen wie „ist wohl nicht vermittelbar“ und „ist doch keine Lebensqualität“, die mich sehr beunruhigten. Deshalb entführte ich Dich quasi von der Tierärztin weg, bei der Du zur Kastration warst, zu mir nach Hause, und im Tierheim war man mehr als erleichtert, dass sich das Problem der „Nicht-Vermittelbarkeit“ auf diese Weise gelöst hatte.

Es dauerte 4 Wochen, bis ich Dich zuhause mit meinen zwei vorhandenen Katzen zusammengeführt hatte, und Du hast Dich tapfer behauptet, kleiner Paolino. Wegen Deiner Fellzeichnung nannte ich Dich „mein Engelchen“, denn Du warst weiß-getigert und die getigerten Stellen auf Deinem Rücken sahen aus wie kleine Engelsflügel. Aus Paolo wurde Paolino, das passte erst richtig zu einem zarten kleinen Kater wie Dir, der immer kindlich blieb.

Wir wussten nie so genau, was eigentlich mit Dir war. Das Laufen immer nur rechts herum, dann manchmal der Eindruck, dass Du nicht richtig sehen könntest, und doch hast Du jedes Hindernis erkannt und bist davor gestoppt und hast es mit einem kleinen eleganten Hüpfer überwunden. Beim Fressen bist Du aber immer erst mal mit der Nase reingestupst, so hattest Du es gefunden. Und man sah es Deinem kleinen rosa Näschen an, weil dort meistens ein paar Futterreste dran klebten. Manchmal sah Dein Gang etwas staksig aus, Du bliebst plötzlich stehen und schautest in die Luft, verharrtest eine Weile in dieser Stellung, wie um die Eindrücke um Dich herum einzusaugen und Deine Welt zu verstehen. Da hätte ich manchmal gern gewusst, was in Deinem kleinen Köpfchen vor sich geht. Wir dachten, Du hättest Ataxie. Und manchmal wirktest Du wie in Deiner ganz eigenen Welt unterwegs, die nur Du sehen konntest, wie ein kleiner Autist. Manche Dinge hast Du ganz schnell gelernt. Zum Beispiel als der kleine freche Windelbomber Ninja bei uns einzog und Dir immer Dein ganzes Futter wegfraß. Da hatte ich Dir einen Futterplatz auf einem Kratzbaum eingerichtet, zu dem Du immer hochklettern musstest, was Ninja wegen ihrer Behinderung nicht konnte. Das hattest Du nach einem Tag drauf, wo Dein Futter steht und wie Du in Ruhe fressen konntest. Dann gab es eine Sache, die Du nie begriffen hast, egal wie ich versuchte, es Dir beizubringen … was ein Katzenklo ist. Wenn es so weit war, dass Du Dich erleichtern musstest, dann gingst Du in die Diele, scharrtest auf den Fliesen, so wie eine Katze es eigentlich in einem Katzenklo tun würde und drehtest und drehtest Dich im Kreise, bis Du Dich dann irgendwann hinhocktest und es laufen ließt. Irgendwann hatte ich eine Methode gefunden, damit umzugehen, wischte die Pfützen mit Handtüchern auf, die ich wusch und putzte die Bescherung weg. Die Waschmaschine lief damals mindestens jeden zweiten Tag … aber man gewöhnt sich an alles. Und wofür gibt es schließlich Waschmaschinen mit 7 kg Fassungsvermögen ...

Du warst für mich der Inbegriff von Unschuld, mein Engelchen Paolino. Die reine Liebe und freundlich zu allen, tapfer und mutig, vertrauensvoll, dankbar und verschmust. Ein Seelchen voller Liebe und ich war geehrt, Dir ein Zuhause geben zu können, wo doch viele gesagt hatten, dein Leben wäre nicht lebenswert, weil Du nicht wie eine „normale“ Katze wärst. Was ist schon „normal“ und was wussten diese Menschen denn schon! Du warst ein ganz besonderes Seelchen.

Irgendwann kamen wir den Ursprüngen Deines seltsamen Verhaltens dann doch auf die Spur. Der Zufall wollte es, dass ich im Internet einen Kater sah, der Dir zum Verwechseln ähnlich sah und der auch mit einem seltsamen Verhalten auffiel. Nachforschungen ergaben, dass ihr mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Brüder wart und dass ihr aus der Sicherung aus einem Haushalt stammtet, in dem mit Drogen hantiert wurde. Eure Mutter hatte einen Wurf mit 4 Kätzchen, zwei waren normal und Du und Dein Bruder zeigten dieses auffällige Verhalten. Es waren neurologische Störungen, denn Deine Mutter war dem Rauch in der Kiffer-Wohnung ausgesetzt, der sich in ihrem Fell absetzte. Diese Stoffe nahm sie auf, als sie sich putzte und zwei ihrer Kinder hatten dadurch eine gestörte Entwicklung. In Deinem kleinen Köpfchen funktionierte nicht alles so wie es sollte. Deshalb konntest Du nur rechts herum laufen, deshalb konntest Du bestimmte Dinge lernen und andere wieder nicht. Es hat Dich aber nie daran gehindert, Dein Leben zu genießen und mein Leben so ungemein zu bereichern. Dafür bin ich heute noch unsagbar dankbar! Hätte ich nicht durch Dich gelernt, auch mit besonderen Umständen umgehen zu können, hätte ich mir nie zugetraut, Windelbomber Ninja aufzunehmen.

Wir hatten leider keine sehr lange Zeit zusammen. Du warst ungefähr 2 Jahre alt, als Du zu mir kamst. 2 Jahre lang warst Du mein kleines Engelchen, als Du eines Morgens ein Krampfanfall bekamst, einfach auf die Seite umfielst und nur noch herzzerreißend schreien konntest. Wir fuhren so schnell wie konnten in die Tierklinik, begleitet von Deinem Wimmern und Schreien, diese Fahrt werde ich nie vergessen. Ein MRT brachte die erschreckende Diagnose, dass sich Dein Gehirn in Auflösung befand. Deine linke Gehirnhälfte war praktisch nicht mehr vorhanden, die rechte bereits angegriffen. Es gab keine Chance mehr für Dich und wir mussten die schwere Entscheidung treffen, Dich nicht mehr aus der Narkose, die Du für das MRT bekommen hattest, aufzuwecken.

Es waren nur zwei Jahre … und nach der Diagnose muss man sagen, es waren trotzdem unglaublich lange zwei Jahre. Ich bin sehr dankbar, dass wir sie hatten und dass Du mir so viel Seelen-Liebe geschenkt hast. Der plötzliche Abschied war schwer und doch tröstet es mich, dass Du nicht lange krank warst und gelitten hast, sondern bis auf die letzten 2 Stunden ein unbeschwerter, fröhlicher kleiner Schatz sein konntest!

Mein Engelchen Paolo, mein kleiner Paolino, ich wünsche mir, dass Du nun nicht nur ab und zu wieder in meine Gedanken hüpfst, sondern einen richtigen Platz im Sternengarten bekommst, wo Luna Dich sicher begrüßen wird und Du mit der ganzen Liebe in Deiner Seele Dich mit den lieben anderen Seelen verbinden kannst.

Ich denk an Dich, wenn ich in die Sterne schaue und vermisse Dich dann schon nicht mehr ganz so doll, weil ich weiß, dass Du immer da bist!

Auf Wiedersehen, Engelchen Paolino

Deine Maren

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